Kurios: Storchen-Stress in Schwarzbach
Artikel aus der Lausitzer Rundschau vom 31.07.2003
Kranker Adebar macht das halbe Dorf verrückt
Ein kranker Jungstorch hat im kleinen Schwarzbach gestern für große Aufregung
gesorgt. Alles begann in den Morgenstunden bei Opa Werner Heine (75) im Garten . . .

Storchen-Stress in Schwarzbach: Werner Heine (l.) und Werner Blaschke
wundern sich über den jungen Bruchpiloten.
Der freundliche Senior mit dem Strohhut staunte
nicht schlecht, als bei seinem Kontrollgang nach dem
Frühstück ein paar Schritte entfernt plötzlich ein
Storch das Federkleid "lüftete". Als Naturfreund
habe er sofort bemerkt, dass mit dem Tier was nicht
stimmt: "Er konnte kaum laufen, saß stundenlang auf
einem Fleck. Und das bei der brütenden Hitze."
Sofort hatte Heine zum Telefon gegriffen und
Bürgermeisterin Gabi Theiss um Hilfe gebeten. Die
wusste sofort, was zu tun ist. Nach kurzer Lagebesprechung klappte in
Lauchhammer eine Autotür. Werner Blaschke (71), der Storchenbetreuer für
den Altkreis, machte sich in die Spur zum Sondereinsatz nach Schwarzbach.
Eins, zwei Schritte und Abflug
Dem aufgeregten Werner Heine dauerte das alles fast noch ein bisschen zu
lange. "Ich kann ihm ja nicht helfen. Sobald ich näher komme, schlägt er wild
mit den Flügeln und verausgabt sich. "Erleichterung dann, als der
Storchen-Experte sich endlich anschickt, dass Häufchen Elend einzufangen –
von wegen: Mit drei wackeligen aber schnellen Schritten nimmt der
Rotstrumpf Anlauf, schlägt energisch die Flügel und hebt ab. Die beiden
Männer gucken verdutzt in die Röhre. Und Blaschke: "Manchmal benehmen
die sich echt sonderbar."
Bruchpilot in Sicherheit
Was die beiden noch nicht wussten: Adebar kam nicht weit und krachte nach
missglücktem Landeanflug auf seinen Elternhorst nahe dem Gasthaus Müller
von einem Dach auf die Straße. Ein Nachbar hatte es beobachtet und brachte
den Bruchpiloten in Sicherheit. Dann wieder Alarm bei Werner Blaschke in
Lauchhammer. Zum zweiten Mal ab nach Schwarzbach. Diesmal entwischte
ihm das kranke Tier nicht. Wahrscheinlich hatte sich der ungeschickte
Nachwuchs-Flieger am Morgen in einer Stromleitung verhakt und dabei das
Bein gebrochen.
Werner Blaschke lieferte den Unglücksraben noch gestern bei Revierförster
Heindl in Reddern ab. In dessen Aufzuchtstation wird der Schwarzbacher
Jungstorch mit anderen Leidensgenossen hoffentlich rechtzeitig bis zum Abflug
gen Afrika Mitte August wieder aufgepäppelt.
Kai Dietrich
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