|
Aus Liebe zu alten Gemäuern
Lausitzer Rundschau vom 13.03.2004
Gutshof in Schwarzbach wird von neuen Besitzern aus Österreich saniert
Die Schwarzbacher atmen auf. Ihr Gutshof, den sie liebevoll das Schwarzbacher Schloss
nennen, wird saniert. Die neuen Besitzer aus Österreich, Physiker Martin Giersch und
Sozialpädagogin Vera Ilauski, haben große Pläne mit dem barocken Gebäude.
"Das ist ein Glückstreffer für die Gemeinde", freut sich die Bürgermeisterin
Gabi Theiss.
Martin Giersch und Vera Ilauski aus Österreich haben große Pläne mit dem
alten Schwarzbacher Gutshof. Foto: Bernd Balzer
Angedacht ist nach der Restaurierung, unter besonderer Wahrung denkmalpflegerischer
Gesichtspunkte, eine teilweise öffentliche Nutzung als Veranstaltungszentrum für
Ausstellungen und Kulturabende, als Tagungsort für internationale Expertenseminare, als
Vereinshaus und für private Feiern.
"Wir beide haben das Gebäude gekauft und halten unsere Köpfe dafür hin.
Doch wir machen es letztlich nicht ganz allein. Das Institut für Risikoforschung der
Universität Wien und der österreichische Verein Organisation for International
Dialog and Conflict Management (IDC), sind an der Nutzung interessiert und werden Räume
für Seminare und Tagungen mieten. So ist es möglich, dass für die Sanierung auch
Projektgelder bereitgestellt werden können", berichtet der neue Gutsherr Martin
Giersch.
Gutshaus stammt aus Zeit um 1700
Giersch, der Nachfolger des Prinzen von Schönburg-Waldenburg ist, hat sich auch
intensiv mit der Geschichte seines Hauses vertraut gemacht: "Vermutlich stammt das
Gutshaus aus der Zeit um 1700, aber es ist durchaus möglich und höchstwahrscheinlich,
dass hier schon früher ein Rittergut stand. Eine Kirchenchronik nennt das Jahr 1739,
wo das Gebäude schon stand. Das Haus ist mehrfach überbaut worden und um 1900
hat ein größerer Umbau stattgefunden", meint er.
Schwarzbach (wendisch Corna Woda) war eine sumpfige, waldreiche Gegend. So verwundert es
nicht, dass der Gutshof auf Eichenpfählen gegründet ist. Solange diese im Wasser
stehen, halten sie ewig. In den 80er-Jahren ist durch die mit dem Braunkohlebergbau
verbundene Grundwasserabsenkung jedoch Luft an die Eichen gekommen, was zur Vermorschung
und zum Verfaulen führte. Risse zeigten sich am ganzen Haus. Durch den Trockenfall
stürzte 1994 sogar eine Ecke komplett ein. Land und Gemeinde investierten bis 1998
viel Geld für die Fundamentsanierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. "Man
hat 65 Kubikmeter Beton reingepresst und zwei Tonnen Stahl eingebaut und die Risse zwecks
Nachsetzung des Fundamentes genauestens beobachtet. In einem Sicherheitsgutachten von 2001
wird die Standfestigkeit bestätigt", ist Martin Giersch froh.
Inzwischen hat der Diplomrestaurator Wolfgang Gärtner aus Berlin alle Befunde
aufgenommen, die alten Bemalungen untersucht und Dutzende von Proben genommen. Carsten
Bartsch vom Ingenieur-Büro für Bauwesen Guteborn hat mit der Planung begonnen. "Untersuchungen
haben gezeigt, dass seit etwa 200 Jahren Öfen im Gebäude waren, was für eine
Nutzung des Gutshofes über das ganze Jahr spricht, dieser also nicht nur Sommersitz war.
Vielleicht hat der Gutsverwalter hier gelebt", vermutet Vera Ilauski.
Bestimmte Spuren der Innenbemalung lassen sich bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen.
Mit der Sanierung soll in punkto Farben alles wieder so hergerichtet werden wie zur
damaligen Zeit.
Einst Militärkommandantur
"Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Gutshof als Militärkommandantur. Hier haben
Flüchtlinge gewohnt, auch ein Kindergarten war an dieser Stelle zu Hause. Zudem stand
hier der erste Fernseher des Ortes, wobei gemunkelt wird, dass man auch Westfernsehen sehen konnte.
Mehrere Familien haben hier gewohnt", weiß die Sozialpädagogin.
Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt das Projekt und finanziert
zurzeit die neuen Fenster.
Nach ganz kühnen Vorstellungen sollen zur 550-Jahrfeier von Schwarzbach einige Räume für Ausstellungen
genutzt werden können.
Von Bernd Balzer
Letzte Änderung: 15.03.2004
|